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Streik

 

 

Gestern kam jemand vom Volkszählungsbüro und konnte kaum glauben das ich alleine in dem Haus wohne, normalerweise wohnen ca. 40 Personen in so einem Haus. Alle leben hier im Rudel oder Schwarm. Lernt man Nepalis kennen, was recht leicht ist dann hat das eine Kettenreaktion nach dem Muster: Darf ich dir die Frau des Onkel meines Neffen zweiten Grades vorstellen? Und dies ist die Schwägerin der Tante meines Cousins. Geschwister sind zahlreich, Netzwerken normal. Jeder hat ein Handy, alle sind in Facebook, Nachbarschaft und Freundeskreis sind riesig. Streikankündigungen sprechen sich im Lauffeuer rum. Alles funktioniert über Netzwerk und das jeder jedem hilft wenn es Not tut gibt allen Sicherheit und Geborgenheit.

Omas sitzen an der Hausmauer und ab und zu kommt ein Kind in den Arm gehuscht. Vereinzelung gibt es nicht.

Auf diese Weise entstehen die Bhandas, das sind Streiks die sich jetzt vor dem Ablauf der Jahresfrist der Verfassungsgründung bilden und in einem generellen Fahrverbot für alle Fahrzeuge bestehen. So macht z.B. eine Minderheit auf Ihre Rechte aufmerksam.

Jeder der an diesen Tagen fährt riskiert eingeschlagene Scheiben oder ein brennendes Fahrzeug. Touristen Fahrzeuge sind erlaubt. Da zur Zeit jeder dritte Tag Bhanda ist, wirkt die Stadt recht friedlich, alle bleiben zu Hause. Die Politiker interessiert das wohl kaum, werden Sie doch von der UN als friedensstiftende Maßnahme Sitzungsorientiert bezahlt anstatt Ergebnis orientiert. D.h. je länger es keine Verfassung gibt, um so mehr verdienen die Politiker (meist Bramanen) die sich die Zeit mit Streit vertreiben welcher Neffe denn nun welchen Posten kriegt.

Die Presse ist frei, frech, klug, kritisch und wirkungslos.

 

Entwicklungshilfe

 

scheitert sowohl an den nepalischen Behörden als auch an der Fehlplanung der helfenden Länder.

Ein erfundenes Beispiel: Das Kanton Bern hat Gelder um einen nepalischen Hydropower Ingenieurs anzustellen (der Strom kommt hier von Wasserkraftwerken).

Das Gehalt ist auf 5000 Schweizer Franken festgesetzt. Dazu muß hier ein anderer Schweizer eine NOG (Non Government Organisation) gründen. Ein angemessenes Honorar sind aber nur 500 SF, also könnten 10 Hydropower Ingenieure eingestellt werden.

Das Kanton Bern besteht jedoch darauf dass nur einer eingestellt wird für 5000 SF. Also bezahlt der NGO Mann dem Ingenieur 500 SF plus 50 SF dafür das er den Erhalt von 5000 SF quittiert. 4450 SF gehen in die Tasche der Organisation, der nun das Problem hat so viel Geld hier auszugeben.

 

Bildung

 

ist sehr populär, die Maoisten haben es geschafft das Privatschulen bezahlbar sind und alle schicken Ihre Kinder zur Schule (es sei denn tief in den Remotet Aereas wo die Schule vier Täler weiter ist). Dafür sparen Sie sich meist die Butter vom Brot.

So gibt es einen starken Bildungssprung, Mädels und Jungs lernen gleichberechtigt und alle bis ca. 30 Jahren haben ein gutes Englisch und gute Bildung, Abi ist normal.

Ältere, vor allem Frauen können weder lesen noch schreiben. Mit der Bildung hält auch die Gleichberechtigung Einzug, in der Zeitung stand dass die Scheidungsrate drastisch steige und zu 80 % von Frauen eingereicht wird.

Aber was machen dann diese vielen gut Ausgebildeten Menschen, heiraten und Kinder kriegen?

 

Magie

Gestern Nachmittag, ca. 17 Uhr also die Stunde wo in den 450 Klöstern der Stadt die Abendpujas laufen sah ich, wie aus drei friedlichen fetten Vormonsun Wolken mitten über dem Tal plötzlich in einem langsamen Wirbel sich eine riesige Wolkensäule erhob und sich gemächlich einmal um die eigene Achse drehte. Dabei hatte Sie zuerst die Form eines Menschen der zwei Kinder in Schoßhöhe umfängt, dann eine vollbusige Dakini, ein Pferdekopt, ein Widderkopf und kam als Thron zum Stillstand mit Arm- und Rückenlehnen, der Tron der Götter. Ein imposantes Natur Schauspiel das die Lamas mit Ihren Trommeln und Zimbeln auslösen, wie der indische Flötenspieler mit der Kobra.

Dann schaue ich voll Ehrfurcht in den windigen Himmel und bete und ein Schwall von Dankbarkeit entströmt meinem Herzen.

 

Das Hyatt und die Tibeter

 

Auf der Suche nach neuen Lokations für unsere Gäste zeigte ein Bekannter mir das imposante 5 Sterne Hyatt Hotel, drei Minuten von der Boudha Stupa entfernt mit Parkanlage und Pool in dessen Liegen sich ein Grüppchen Tibetischer Mönche in der Sonne räkelte und genüsslich Erdbeereis mit Schokosauce verspeiste. Ich hab es Ihnen gleich getan, ab und zu ein 5 Sterne Gefühl ist schon toll. Abends am Büffet traf ich Sie wieder.

Die Tibeter sind eine der finanziellen Oberschichten der Stadt (oder die Inder).

Das sorgt langsam bei den etwas wohlhabender werdenden Nepalis für Unmut. Grundstückspreise steigen und die besten Plätze in dem immer voller werdenden Valley haben oft die tibetischen Klöster inne. Auch wenn die meisten Tibeter mittlerweile in Nepal geboren sind und einen nepalischen Pass haben und auch viele Nepalis Mönche sind, ist es ein Exilvolk. Dennoch stehen die Klöster auf großen Geländen und sind offensichtlich reich. Tibeter sind stolz, erdig, gut im Umgang mit Geld und haben mit dem tibetischen Buddhismus eine überzeugende Religion von großer Weisheit und Tiefe.

Auf dem Frühjahrsretreat von Tenga Rimpoche traf ich einen Deutschen der von seinen Eltern 6 Häuser auf dem Land geerbt hat. Ohne Frau und Kinder überschrieb er die Häuser auf Tenga Rimpoche, er bleibt nun lebenslang Verwalter. Wir Westler lieben die Tibeter und Ihre Lehren und sind so sehr bereit zu geben.

Nun hat vor ca. einem Monat die chinesiche Armee etliche Millionen Rupien der nepalischen Armee zugesagt um „die Tibetfrage zu beruhigen“, was bedeutet das Flüchtlinge an den Grenze zurückgesendet werden sollen. Politische Free Tibet Demonstrationen schaden der Tibet Frage in Kathmandu und überall auf der Welt mehr als das Sie nützen. Die nepalische Regierung sieht das gar nicht gerne und am besten man verhält sich diesbezüglich politisch still.

 

Nächste Woche geht’s zum Kailash danach melde ich mich wieder

Ich grüße euch von Herzen, eure Minka

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