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Spendenbericht 3 "Im Dorf Thulo Parsel"

Erdbebenbericht 3

Im Dorf Thulo Parsel 8

 

Liebe Freunde, habt großen Dank für euer Vertrauen, eure Anteilnahme und die großartigen Spenden!!

Es wurden mir bis jetzt nach meinem letzten Aufruf 6078 € zugesagt – Wow, also war ich wieder shoppen und auch bereits im Dorf.

Wir haben einen kleinen Truck gemietet, Wellblech für die Schule, für Kalpana und Ihre Cousine gekauft, für jeden der 93 Haushalte einen 30 kg Sack Reis, 2 Liter Speiseöl und 1kg Salz. Gesamtkosten: 2969,88 €

 

Das Dorf Thulo Parsel liegt im Distrikt Kavre Phalanchok. 6 Std. Fahrzeit mit dem Moped, 8 Std. mit dem Truck. Nicht allzu hoch wird hier vorwiegend Mais angebaut. Die Landschaft ist atemberaubend und in der Tat, nicht nur in Kathmandu, auch im Land werden die Wege ständig verbessert. Nun keucht und schwankt bereits ein Localbus hier hoch.

Ich war zuerst für einen Tag dort um die Lage zu sondieren. Was wird gebraucht? Wer braucht wirklich etwas?

Es ist delikat die Spreu vom Weizen zu trennen, Nepal ist seit den 70gern von NGO’s (Non Government Organisation) verwöhnt das macht die Nepalis nicht gerade selbstständig. Auch muss man es leider manchmal aushalten das man nichts machen kann, so wie die 4 Ärzte die sich für 12.000 € einen Helikopter gemietet haben um im Hochgebirge Verletzte zu behandeln und nach einem Tag Höhenkrank wieder zurückgeflogen sind. Auch muss man aushalten das es leider nicht immer so gerecht zugeht wie es sein sollte. Die Dorfgemeinschaften haben jedoch einen starken Gerechtigkeitssinn, die Reisausgabe wurde per Liste abgehackt, die ganz Bedürftigen bekommen mehr.  

Im Dorf Thulo Parsel sind viele Häuser durch das Erdbeben nicht eingestürzt sondern so beschädigt das Sie abgerissen werden müssen. Es gibt ein Büro für die Schadensbegutachtung von Schulen, Krankenhäusern und anderen öffentlichen Räumen, die den Schaden in 3 Kategorien einteilt: Grüner Punkt = alles okay, bewohnbar, gelber Punkt = wird repariert, roter Punkt = wird abgerissen.

Die hübsche Dorfschule wird leider abgerissen. Zuerst gab es ein Zeltdach im Hof unter dem der Unterricht stattfand das hat aber dem Wind und Regen nicht standgehalten. Nun liegen von uns 72 Platten Wellblech im Hof für ein stabiles Dach.

Die Nepalis haben ehr ein Wir Gefühl als ein Ich Gefühl. Familien Angelegenheiten werden oft in der ganzen Dorfgemeinschaft entschieden, so z.B. die Geschichte von Renu, die zu einem Mythos wurde.

Als Sie 13 war wurde ein Knochenkrebs im Knie diagnostiziert. Die einzige Chance wäre eine Beinamputation gewesen. Das Dorf hat sich gegen die Operation entschieden und man hat der Sache Ihren Lauf gelassen.

Erst als ich das Dorf kennen lernte verstand ich: Sie hat 9 Geschwister, mit nur einem Bein kann Sie weder im Feld arbeiten, noch die Eltern versorgen oder heiraten und die steilen Felspfade im Dorf auch nicht begehen. Renu war 16 als ich Sie im Krankenhaus in Thankot sah. Sie lag im Morphin Delirium im Sterben, selbst da war Sie noch bildschön. Ihre Mutter besang und besprach das Fußballdicke kochendheiße Knie. Als dieses platzte starb das Mädchen. Nun ist Sie eine Mythos, ein Opfer und die Familie heißt nun: Die Familie von Renu.

Kalpana ist eine Cousine von Renu, Sie ist 23 Jahre alt, Mutter von 3 fröhlichen Kindern, das vierte Kind hat Sie abtreiben lassen. Sie war zu schwach und zart um es auszutragen, auch reicht das Geld nicht dafür. Ihr Mann, selbst ein großes Kind fährt Taxi in Kathmandu und trinkt. Nein er will sich nicht sterilisieren lassen, denn schließlich muss er ja vielleicht noch nach Dubai zum Geldverdienen da braucht er seine Manneskraft. Kalpana lebte in Sindhupalchok, das Erdbeben hat Ihr Haus und die Felder zerstört. Nun fängt Sie in Kavre neu an, hat nichts. Mit euren Geldern hat Sie nun ausreichend Wellblech für eine hübsche Hütte bekommen sowie einiges an Hausrat: Eimer, Waschschüsseln, Wassertank und Wasserschlauch... Ihre Freude war unbändig!!

Pratab fährt nächste Woche hoch und baut 2 Hütten für Sie und Renus Schwester.

 

Es sind die Frauen die in Nepal die schwere körperliche Arbeit verrichten, häufig sehe ich nun bei den Aufräumarbeiten die auf Hochtouren laufen das die Männer den Bauschutt in die Körbe auf den Rücken der Frauen laden zum Abtransport. Auch als wir die Reissäcke verteilt haben gingen diese 30 kg allesamt auf Frauenrücken in die Haushalte.

Sie machen die Hausarbeit, die Feldarbeit, den Straßenbau. Sie bekommen zu früh, zu viele Kinder, arbeiten zu schwer vor während und nach den Schwangerschaften, sind häufig Mangelernährt. Gebärmutter Vorfälle sind die Regel, sehr schambesetzt und unter diesen Lebensbedingungen kaum zu behandeln.

Nepalische Mädchen und Frauen sind begehrte Prostituierte in Indien und China (die ja einen starken Frauenmangel haben). Der Kinderhandel blüht. Auch hier ist es häufig die Dorfgemeinschaft, die die Eltern zum Verkauf der Mädchen drängt. Da dies vermutlich nach dem Erdbeben zunehmen wird hat die Regierung zur Zeit ein Adoptionsverbot erlassen. Die Grenzkontrollen sind verschärft und die NGO Maiti Nepal sowie die Womens Foundation leisten diesbezüglich seit Jahren brilliante Arbeit.

 

Aber es gibt auch die andere Seite, das Dorfleben ist beschaulich, die Gemeinschaft bietet Geborgenheit. Alles geht seinen langsamen gemächlichen Gang. Man sitzt morgens um 6 zum ersten Tee fröhlich beisammen und erzählt, die Luft ist gut, der Mais, die Hühner, das Gemüse, das Fleisch, die Eier, alles Bio. Das Leben ist schlicht, zäh, frisch, genügsam. Aus Lautsprechern tönt Nepali Rapp, es wird gesungen, Karten gespielt, gelacht. Es tut gut im Dorf zu sein, in den Bergen, an der Erde, die langsam aufhört zu wackeln.

 

Dieses Projekt hat nur 4 Tage gebraucht, in meinen letzten 3 Tagen kümmere ich mich weiter um das frisch entstandene Wellblech Dorf von den Flüchtlingen von Gopals Dorf, ich berichtete beim letzten mal darüber. Die Hütten sind fertig, morgen fahren wir dort vorbei, es ist in Boudha um die Ecke. Ich würde Sie gerne komfortabel machen, Sie haben nichts, verdienen kein Geld, Haus, Hausrat, Dorf und Felder sind weg. Sie brauchen Reis, Linsen, Tee, Gas zum kochen, ein paar Kochstellen, Matratzen, einen Bodenbelag gegen die Feuchtigkeit, Eimer, Waschschüsseln...

Ca. 40 Kinder sind Schulpflichtig und wir gehen davon aus das Sie länger hier bleiben müssen als Ihnen lieb ist. Darüber werde ich dann als Abschluss noch mal berichten. Ich hoffe bei Gopals Dorf auf eine Zusammenarbeit mit dem Ayurveda Health Home, von Marlies Förster, Dr. Badri und Dr. Rishi.

Es ist heiß hier und regnet viel, mühseliges Klima.

Liebe Grüße von Minka

 

 

 

 

 

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