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Die spirituelle Bedeutung des Kailash

 

 

Viel ist über die Bedeutung des Kailash geschrieben worden, daher focussiere ich hier zwei recht unbekannte Aspekte aus dem Tantra und dem tibetischen Buddhismus.

 

 

 

Für die Hinduisten, Buddhisten und die Jains gilt der Kailash als heiliger Berg.

 

Die Bedeutung des Kailash Gebietes liegt in der erhabenen Natur des westtibetischen

 

Hochplateaus, wo in weiter Ferne der Horizont die Erde beugt, da wo die Wüste weitergeht.

 

Der Kailash gilt als Mittelachse des Universums im Welten Mandala mit seinen Kontinenten und Subkontinenten. 

 

Nach allen Richtungen aller Zeiten und Räume senkt sich das Kailash Hochplateau herab, er ist das Kronenchakra der Welt.

 

 

 

Diesem Mandala entspringen die 4 Flüsse, die große Teile Asiens mit Wasser versorgen:

 

Der Karnali, im Süden aus der Juwelenquelle , der Sutlej im Osten aus der Lotusquelle, der Indus im Norden aus der gekreuzten Vajraquelle,

 

und der Tsangpo oder Brahmaputra im Ostens aus der Vajraquelle. Aber auch das Quellgebiet von Mutter Ganga ist nicht weit.

 

 

 

Vermutlich ist Ihnen das Chakra System mit den Energiekanälen vertraut, dieses System des psycho-physischen Körpers ist eine tantrische Entwicklung zur Zeit der Upanishaden in Indien und ist aus dem Hinduismus, Buddhismus dem Yoga nicht mehr weg zu denken.

 

In unserem Körper fliessen feine Kanäle, Nadis genannt, durch die das Prana unsere Lebensenergie strömt.

 

Ida und Pingala, nennen sich die beiden männlichen und weiblichen Seitenkanäle, die Shusumna Nadi, unseren Zentralkanal flankieren.

 

Sie winden sich um den Zentralkanal und immer dort wo sie sich überkreuzen, liegt eines unserer Chakren.

 

Die Kudalini Schlange ruht zusammengerollt als weibliche Urkraft an unserem Steißbein. Wird Sie erweckt, so steigt Sie durch die drei Kanäle empor zum Kronenchakra um sich dort mit Lord Shiva zu vereinigen. 

 

Genau so finden wir diesen subtilen Energiekörper in der Landschaft des Kailash:

 

 

 

Auf der weiten Ebene zwischen Kailash und dem Gurlamandhata Massiv, ( der Gemahlin des Kailash) ruhen zwei große Seen,

 

der Sonnensee Mansarowar und der Mondsee Rakastal. Der Sonnensee wird von den freundlichen, helfenden Gottheiten bewohnt,

 

im Mondsee wohnen Dämonen und zornvollen Wesen, daher liegt auf einer kleinen Insel im Rakastal ein altes Bönkloster, in dem ununterbrochen die dämonischen Wesen befriedet werden. Im Rakastal darf nicht gebadet werden. Als ich es doch einmal an einem glutheißen Tag machte,

 

fegte ein wenig später ein heftiges Gewitter durch Darchen, dem Dorf welches der Ausgangspunkt für die Kora ist.

 

 

 

Die beiden Seen symbolisieren die männliche und weibliche Urenergie, die Keimzelle der Dualität, Sonne und Mond, Yin und Yang.

 

Und die beiden Seitenkanäle Ida und Pingala. Die markante Schneise in der Südwand des Kailash ist der Zentralkanal Sushumna Nadi.

 

An der Nordwand des Kailash finden wir an seiner Spitze einen kleinen Schneeüberhang, der wie der Kopf einer Schlange aussieht, Kundalini ist erwacht und Shiva mit seiner Gemahlin Parvathi vereint.

 

Auch gibt es Fotos die den Kailash von oben zeigen wo zu erkennen ist, das der Berg wie ein Lingam in der Yoni liegt, das Shiva Lingam. 

 

Hier wohnt Shiva ( wenn er nicht gerade in Varanasi weilt.)

 

 

 

Für die indischen Pilger reicht der Besuch der Nordwand, denn das ist der Shiva Ort.

 

Wenn man an dem kalten Fluss über Schnee und Fels hinaufgeht bis zum Gletscher der Nordwand spürt man Shivas Kraft: gewaltig, stabil und machtvoll.

 

Somit müssen indische Pilger nicht die volle Kora laufen, stattdessen fahren sie an den Manasarowar See der ebenfalls hoch verehrt wird und nehmen ein Bad.

 

 

 

Für die Buddhisten ist der Kailash das Schneejuwel der 108.000 Buddhas, die Mittelachse des Universums, der Sitz Chakrasamvaras. Die Umrundung eines heiligen Ortes ist eine

 

Kora, sie ist ein starkes Ritual im tibetischen Buddhismus. Dabei machen die Tibeter die Kora von ca. 57 km an einem Tag, während westliche Pilger sich 3 Tage Zeit nehmen.

 

 

 

Gehen wir die Kora nach den Vorstellungen des tibetischen Totenbuches, dem großen Leitfaden durch das Zwischenreich, welches wir mit dem Sterben betreten und mit der nächsten Wiedergeburt wieder verlassen, so beginnen wir die Kailash Kora mit unserem Tod. Wir durchlaufen bis zum Dölma La, dem Tara Pass die Bhardos des Todes und erreichen am Dölma La die Wiedergeburt in ein neues Leben. Frisch geboren beschreiten wir in der zweiten Hälfte der Kora.

 

Sehr markant liegt dazu am Eingang der Kora auch der Luftbestattungsplatz der 84 Mahasiddhas, auf diesem erhabenen Felsplateau wird der Körper des Verstorbenen auf traditionelle Weise an die Geier verfüttert. Da es als sehr verdienstvoll gilt dort oben bestattet zu werden, liegt eigentlich immer jemand dort oben. An diesem rauhen Ort zwischen getrocknetem Blut, abgelegten Messern und zerschnittenen Körpern zu verweilen ist eine starke Praxis. „Geh an Orte die du fürchtest“ heißt es im Vajrayana dem tibetischen Buddhismus. Hier ressonieren unsere tiefsten Ängste und wir sind namenlosen Empfindungen unserer tiefsten Schichten ausgesetzt. Hier können wir Sie transformieren. Große Yogis wie Padmashambava und Milarepa haben viel auf Luftbestattungsplätzen praktiziert. Milarepa liebte diesen Ort, hier empfing er seine poetischen Verse mit denen er den Dharma verbreitete. Leider wird es immer schwerer diesen Ort zu besuchen, da er mittlerweile fest eingezäunt und bewacht ist.

 

 

 

Aber was geschieht mit uns, wenn wir die Kora gehen? Jede Kora stellt sich anders dar, bringt eigene sehr persönliche Prozesse in Gang, für einige ist es das Anstrengendste was sie je gemacht haben, andere wiederrum tänzeln beglückt, wie auch immer ihre Kora sein wird, sie hat das Potential, Ihr Leben nachhaltig zu prägen.